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Stefan Leemann, Head of Enterprise Networking Switzerland, Cisco, war unser Lunchgast im April 2024. Wir haben ihm fünf Fragen zu seinem digitalen Verhalten und den Digitalisierungsprojekten von Cisco gestellt.

Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?

Ich verhalte mich seit über 30 Jahren sehr digital und war wahrscheinlich einer der ersten, der Onlinebanking verwendet hat. Ich konnte es nicht begreifen, wie man mit Einzahlungsscheinen und dem gelben Büchlein zur Post ging und da Bargeld hinlegte. Das hat sich bis heute weitergezogen. Ich habe sehr wenig Bargeld und irgendwelche Bankkarten bei mir und wickle alle Zahlungen online ab. Wenn immer möglich, bezahle ich mit Apple Pay oder Twint.
Auch unser Zuhause ist digital: Es beginnt bei der Haustüre, wo das Handy oder die Keycard der Schlüssel sind und geht bis zur Katzentüre, die uns eine Nachricht schickt, wenn die Katzen rein- oder rausgehen. Wir haben in den letzten Jahren einiges investiert in erneuerbare Energie und durch die digitale Steuerung viel darüber gelernt, was im Haushalt wieviel Strom benötigt und ihn dadurch gezielter ein- oder ausschalten. Im Moment ist da noch viel Potential zur Automatisierung vorhanden

 

Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?

Ich wünsche mir im öffentlichen Bereich noch mehr Digitalisierung und Service. Z.B. im ÖV: Die SBB-App mit dem Checkin/-out ist super. Aber wieso muss ich das noch manuell machen? Sie könnten relativ einfach herausfinden, wann ich im Zug bin, resp. wieder aussteige.
Beim Privatverkehr träume ich von der Tesla Vision, dass es Autos gibt, die frei herumfahren. Da wo die Menschen sind, laden sie sie auf und nehmen sie mit. Wenn das funktionieren würde und dadurch weniger Autos parkiert werden müssten, wären viele Probleme im Verkehr gelöst. Es ist mir aber klar, dass das nicht so einfach ist.

 

Welche Digitalisierungsprojekte setzt Cisco zurzeit um? Was sind die Herausforderungen dabei?

Cisco arbeitet daran, die Art und Weise wie Netzwerke gebaut werden, zu transformieren. In der Vergangenheit ist alles manuell passiert, von der Planung, über die Installation, die Konfiguration bis hin zum Betrieb. Das hat zwar gut funktioniert, wird aber den schnell wechselnden Anforderungen der Firmen nicht gerecht. In Zukunft werden die Systeme über meine Vorgaben («Intend») gemäss der vorhandenen «Best Practice» automatisch konfiguriert. Damit stellen wir sicher, dass der Betrieb bestmöglich funktioniert. Die Netzwerke schicken permanent Telemetrie-Daten, die wir wieder mit KI auswerten und in die «Best Practice» einfliessen lassen und so immer noch besser werden.
Eine Herausforderung ist die Komplexität der dafür benötigten Software, um das umzusetzen. So erkennen die Systeme heute noch zu wenig, wenn jemand etwas falsch macht und dadurch können Fehler entstehen.

In welchen Bereichen siehst du grosse digitale Chancen für die Region Winterthur gegeben?

Winterthur hat viel investiert in die Infrastruktur, es gibt überall Glasfaser Anschlüsse und wir haben die freie Providerwahl. Das ergibt einen super Standortvorteil, mit der Lage nahe zu Zürich aber auch als Brücke Richtung Ostschweiz und Deutschland. Winterthur muss für grosse Arbeitgeber weiterhin interessant bleiben, die auch Mitarbeitende nach Winterthur bringen, die Steuergelder hier zahlen. Damit kann die Stadt weiter in digitale Automatisierung im öffentlichen Bereich investieren so z.B. in der Marktgasse mir via ein KI gesteuertes System die Einkäufe nach Hause bringen.

Was sind digitale Trends, die du als über- beziehungsweise unterbewertet empfindest?

Ich finde Social Media überbewertet. Versteht mich richtig, ich bin ein Fan von LinkedIn, Instagram usw. Aber Marketing komplett darauf abzustützen funktioniert nicht. Ein gesunder Mix zwischen Traditionell und Social ist extrem wichtig.
Unterbewertet wird die Überforderung der Bevölkerung mit der digitalen Welt. Wir schaffen es nicht, das so zu erklären, dass jeder damit klar kommt. Mein Zahlungsverhalten als Beispiel, das wird von vielen meiner Kollegen als komplett crazy bezeichnet, wie kannst du dem Handy vertrauen und damit Zahlungen abwickeln, das ist doch nicht sicher und jeder sieht was du gekauft hast.