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Katrin Cometta, GLP, sieht die Digitalisierung als eine Chance, für eine starke Wirtschaft, ein besseres Zusammenleben und einen guten Umgang mit unserer Umwelt. Trotzdem: Videocalls und Tools für virtuelle Workshops können ihrer Meinung nach physische Treffen nicht ersetzen.

 

Starten wir mit einer kleinen Selbsteinschätzung zu ihrem eigenen Umgang mit digitalen Angeboten. Wo sind Sie im Alltag digitaler unterwegs als die meisten und womit tun Sie sich schwer?

Wie für viele andere hat sich auch mein Arbeitsalltag in den letzten Monaten aufgrund der Pandemiesituation stark in den digitalen Raum verlagert. Besprechungen und sogar Workshops finden online statt, es werden neue Tools und Apps eingesetzt. Trotz Effizienzgewinn ist dies aber oft kein vollständiger Ersatz für eine informelle Begegnung oder ein persönliches Gespräch vor Ort. Hier tue ich mich mit der digitalen Welt manchmal schwer.

Wenn Sie programmieren könnten, was würden Sie mit diesen Programmier-Skills digitalisieren?

All die Routineaufgaben, welche erledigt sein müssen, bei denen man aber unnötig Zeit braucht. Zum Beispiel das Ausfüllen von Formularen oder das Erstellen von Anträgen oder Berichten auf der Basis mehrerer unterschiedlicher Daten- und Informationsquellen. 

Was macht für Sie eine Smart City aus?

Eine Smart City ist für mich kein Ziel an sich, sondern Mittel zum Zweck, um eine in jeder Hinsicht nachhaltige Entwicklung in einer lebenswerten Stadt zu ermöglichen. Dabei spielt der Einsatz digitaler Technologie natürlich eine wichtige Rolle, etwa wenn es um die Themen Energie, Mobilität oder soziale Inklusion geht. Dazu müssen unterschiedliche Akteure Hand in Hand zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen entwickeln. 

In welchem Bereich sollte die Stadt Winterthur noch smarter werden? Und was davon würden Sie gerne umsetzen wollen?

Verstärkt ansetzen müssen wir im Bereich der Bildung und der Schulen, aber auch bei Energiekonsum, Mobilität sowie bei neuen Partizipationsformen. 

Es geht dabei nicht nur um Technologien, die ja meist vorhanden sind, sondern um deren nutzbringende Weiterentwicklung und Verwendung. Mit der Fachstelle Smart City haben wir ein kompetentes Team, welches Projekte der Stadt in Zusammenarbeit mit Hochschulen, Unternehmen und Startups initiiert und koordiniert.

Wie steht es mit der Digitalisierung der Stadtverwaltung? Welche Digitalisierungs-Bestrebungen sind vorhanden oder werden mit Ihnen im Stadtrat angegangen?

Das ist eine konstante Aufgabe, die wir auch als Stadtrat Schritt für Schritt angehen. Im Bereich der digitalen Dienstleistungen – vom Stadtmelder bis zum elektronischen Parkkartenportal – wird der Zugang der Bevölkerung zur Stadtverwaltung erleichtert. 

Viele Projekte finden in den Departementen statt. Geplant ist neu ein strategisches Gremium, welches die Digitalisierungsinitiativen noch besser plant und departementsübergreifend koordiniert. 

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Startups bei der Digitalisierung im Allgemeinen?

Startups sind die eigentlichen Treiber für neue digitale Angebote und Lösungen. Sie innovieren rascher als etablierte Unternehmen, sind agil und oft auch näher dran den Bedürfnissen von Nutzern und Kunden. 

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um Startups und Spin-Offs im Rahmen der Digitalisierungsbestrebungen Winterthurs zu fördern?

Die Stadt Winterthur ist ein riesiges Reallabor, welches für neue innovative Lösungen genutzt werden kann. Dazu braucht es eine enge Zusammenarbeit von Startups mit der Stadt, aber auch mit der ZHAW, mit etablierten Unternehmen und mit lokalen Vereinen und Interessensgruppen. Erste vielversprechende Projekte wurden bereits umgesetzt.

Welche Risiken der Digitalisierung bereiten Ihnen Sorgen und wie könnten entsprechende Verbesserungen politisch gefördert werden?

Der Umgang mit digitalen Technologien ist nicht für alle Generationen und Bevölkerungsgruppen gleich selbstverständlich. Und auch der angemessene Umgang mit sozialen Medien muss gelernt sein. Diesen «digital gap» müssen wir über Bildung und Sensibilisierung in allen Bevölkerungsgruppen, insbesondere auch in den Schulen, schliessen. Digitalisierung darf nicht zu Ausgrenzung führen.

Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung, mit denen Ihre und die Zukunft Ihrer Kinder vereinfacht wird?

Die Digitalisierung ist ein Fakt und insbesondere dort nutzbringend, wo sie uns Menschen wirtschaftliche Prosperität, ein besseres Zusammenleben und einen ressourcenschonenden Umgang mit unserer Umwelt ermöglicht. Wenn sie primär diesen Zielen dient, ist sie auch für kommende Generationen eine grosse Chance. Für meine Kinder ist die Digitalisierung übrigens kein grosses Thema mehr. Für sie ist alles Digitale Teil ihres Alltags und damit selbstverständlich.

 

*In dieser Interviewserie geben wir allen Kandidierenden für die Stadtratwahlen 2022 in Winterthur die Möglichkeit, sich zur Digitalisierung zu äussern. Alle bekommen die gleichen Fragen gestellt. Publiziert werden die Interviews in der gleichen Reihenfolge wie sie bei uns ausgefüllt eintreffen.