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Michael Schlüter, Chief Information Security Manager bei der SWICA, ist unser Lunchgast im März 2025. Wir haben ihm fünf Fragen zu seinem digitalen Verhalten und den Digitalisierungsprojekten in seinem Bereich gestellt.  

Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?

Je nach Perspektive könnte man sagen, dass ich in manchen Bereichen digitaler unterwegs bin als die meisten – insbesondere im Bereich der Hausautomation. Ich sehe grossen Nutzen darin, alltägliche Abläufe im eigenen Zuhause zu optimieren und zu automatisieren. Deshalb habe ich verschiedene Systeme wie Türsensoren, smarte Lampen und Wassertemperatursensoren miteinander vernetzt und mit intelligenter Logik hinterlegt, um Prozesse effizienter und komfortabler zu gestalten.

Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?

Da viele Behördengänge, etwa für Umzüge, inzwischen digitalisiert sind und auch die Steuererklärung ohne lästiges Ausdrucken von Belegen funktioniert, bin ich in diesen Bereichen bereits sehr zufrieden.

Allerdings sehe ich im Gesundheitswesen noch erheblichen Nachholbedarf – insbesondere bei der Digitalisierung von Patientendossiers und dem Impfausweis. Ich wünsche mir, dass medizinische Dokumente und Berichte unkompliziert und schnell allen relevanten Stellen zugänglich gemacht werden können. Eine übergreifende Lösung, die von Arztzeugnissen bis hin zu Röntgenbildern reicht und eine einheitliche, flächendeckende Nutzung für alle Leistungserbringer sowie die Bevölkerung ermöglicht, wäre äusserst erstrebenswert.

Welche Digitalisierungsprojekte setzt du in deinem Bereich bei der SWICA zurzeit um? Was sind die Herausforderungen dabei?

In meinem Tätigkeitsbereich der Informationssicherheit werden nahezu alle Aufgaben digital abgewickelt. Dennoch gibt es stets Potenzial zur weiteren Optimierung der digitalisierten Prozesse. Denn Digitalisierung allein reicht nicht aus – echte Effizienz entsteht erst durch gezielte Prozessoptimierung und das erfordert Zeit und Investitionen.

Bei SWICA arbeiten wir an zahlreichen Digitalisierungsprojekten. Besonders wichtig ist es mir für die Kundinnen und Kunden, Medienbrüche zu minimieren. Derzeit können digitale Belege per App mit nur einem manuellen Zwischenschritt an SWICA übermittelt werden, sobald dies erfolgt ist, läuft der gesamte Prozess aus Kundensicht reibungslos in der App weiter. Wir fördern aktiv die Nutzung der App, da sie nicht nur die Abläufe erleichtert, sondern auch der sicherste Kommunikationskanal ist – so wird vermieden, dass vertrauliche Dokumente in falsche Hände geraten oder versehentlich im Altpapier landen.

Wo sind die grössten Chancen der Digitalisierung?

Die Digitalisierung hat bereits erheblich dazu beigetragen, Prozesse zu vereinfachen und Wege zu verkürzen. Die grössten Chancen sehe ich darin, dass Informationen jederzeit transparent, nachvollziehbar und ortsunabhängig verfügbar sind. Dies ermöglicht nicht nur eine effizientere Zusammenarbeit, sondern auch eine bessere Entscheidungsfindung durch den direkten und schnellen Zugriff auf relevante Daten.

Welche Risiken der Digitalisierung bereiten dir Sorgen?

Ein wesentliches Risiko der Digitalisierung sehe ich in der stetig wachsenden Menge an digitalen Informationen. Wenn diese nicht korrekt gelöscht oder gesichert werden, besteht die Gefahr, dass sie in falsche Hände geraten. Dieses Problem existiert zwar auch im physischen/analogen Bereich, ist dort jedoch deutlich geringer ausgeprägt.

Zudem ermöglicht die nahezu unbegrenzte Verarbeitung digitaler Daten eine weitreichende Transparenz über mein Leben – und das nicht nur für vertrauenswürdige Akteure. Diese Entwicklung birgt das Risiko, dass persönliche Informationen missbraucht oder ohne mein Wissen weiterverarbeitet werden. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des digitalen Handelns für viele schwer abzuschätzen sind. Der bewusste Umgang mit sensiblen Informationen muss daher stärker geschult werden, um Datenschutzrisiken und unbeabsichtigte Folgen zu minimieren.