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Jörg Schlatter, Digital Manager und kantonaler IT-Koordinator des Kantons Schaffhausen, ist unser Lunchgast im Oktober 2024. In seiner Rolle treibt er die digitale Transformation des Kantons voran und setzt auf innovative Lösungen für die Verwaltung und die Bürger. Wir haben ihm fünf Fragen zu seinen Projekten und den Chancen der Digitalisierung im öffentlichen Bereich gestellt.

Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?

Ich würde mein digitales Verhalten als technisch interessiert, aber insgesamt als ein durchschnittliches Nutzungsverhalten einschätzen. Ich greife oft auf digitale Lösungen zurück, wenn sie mir den Alltag erleichtern oder einen echten Mehrwert bieten. Das heisst, wenn sie schneller, von überall nutzbar oder einfach praktisch sind.

Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?

Ich wünsche mir generell eine stärkere Digitalisierungsoffensive von Bund, Kantonen und Gemeinden. Besonders im Gesundheitsbereich wäre ein persönliches elektronisches Patientendossier mit einem übersichtlichen Dashboard für mich sehr hilfreich. Darin sollten die wichtigsten Informationen wie Impfungen, Operationen, Allergien und Medikamente jederzeit verfügbar sein. Da ich viel reise, würde mir ein solches Dossier auch im Ausland mehr Sicherheit geben, da relevante medizinische Daten im Bedarfsfall sofort abrufbar wären.

Welche Digitalisierungsprojekte setzt du im Kanton Schaffhausen derzeit um? Was sind die Herausforderungen dabei?

In meiner Funktion als Digital Manager bin ich in zahlreiche Digitalisierungsprojekte in der Kantonalen Verwaltung Schaffhausen involviert. Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind vielfältig: Wir arbeiten an der Schaffung vereinfachter Zugänge für die Bevölkerung und die Wirtschaft zu den Verwaltungsservices, der Automatisierung von Prozessen sowie der Integration neuer Technologien in die Verwaltung.

Eine grosse Herausforderung besteht darin, Freiräume zu schaffen, die verschiedenen Akteure zusammenzubringen und sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Veränderungen verstehen und unterstützen. Oft müssen wir mit bestehenden Systemen arbeiten, die nicht immer optimal kompatibel sind, was die Umsetzung erschwert. Zudem erfordert die digitale Transformation ein Umdenken in der Organisation und eine Anpassung der Arbeitskultur, was zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt.

Insgesamt streben wir danach, durch diese Projekte die Effizienz der Verwaltung zu erhöhen und die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen im Kanton besser zu unterstützen.

In welchen Bereichen siehst du grosse digitale Chancen für die Schweiz gegeben?

Die Schweiz muss die Digitalisierung als Chance begreifen und die Potenziale dieser digitalen Transformation clever nutzen, um ihren Standort zu stärken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies erfordert die Förderung innovativer digitaler Lösungen und den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung für Startups.

Zudem sollte die Schweiz der jungen Generation die Möglichkeit bieten, sich in diesem digitalen Umfeld zu entfalten. Dafür sind nicht nur Anpassungen der Bildungsangebote notwendig, sondern auch die Förderung von Kreativität, vernetztem Denken und unternehmerischem Geist.

Welche Risiken der Digitalisierung bereiten dir Sorgen?

Eine sehr beunruhigende Erfahrung war, als meine Frau Opfer eines Kreditkartenbetrugs wurde. Dieser Vorfall hat mir gezeigt, wie gefährlich Cyberkriminalität ist. Solche Angriffe können nicht nur finanziellen Schaden anrichten, sondern auch das Vertrauen in digitale Raum erschüttern.

Ich sehe auch die zunehmende Gefahr von verbalen Angriffen im digitalen Raum, besonders für junge Menschen. Die Verbreitung extremistischer Ansichten und die Möglichkeit der Radikalisierung in verschiedenen Themen können sowohl Einzelpersonen als auch unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Diese Entwicklungen sind ernst zu nehmen, denn sie können nicht nur persönliche Beziehungen belasten, sondern auch gesellschaftliche Spannungen verstärken.