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Manfred Köhl, Senior Advisor und Board Member, ist unser Lunchgast im August 2024. Als Experte für digitale Transformation betreut er B2B-Tech-Startups mit einem Fokus auf KI-Lösungen, insbesondere in den Bereichen Conversational AI, Generative AI und Automation. Dank seines umfangreichen Netzwerks übernimmt er Mandate in diesen zukunftsweisenden Bereichen und engagiert sich auch als Investor. Wir haben ihm fünf Fragen zu Digitalisierung und Technologie gestellt.

Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?

Ich würde sagen, dass ich wo immer möglich bereits ziemlich digital unterwegs bin. Beispielsweise erledigen wir als Familie fast alle unsere Bankgeschäfte und Einkäufe online, was uns natürlich viel Zeit und Aufwand spart. Bargeld nutze ich selber (fast) keines mehr, alles läuft bei mir wenn immer möglich über Mobile Payment Apps. Und dank meiner beiden Teenager-Jungs (13 & 16) bleibe auch ich als Teil der Gen X und hauptsächlich als LinkedIn-Nutzer betreffend Social Media auf dem Laufenden.

Auch in meiner Arbeitsweise setze ich stark auf digitale Tools zur Projektverwaltung und Kommunikation, was die Zusammenarbeit mit meinen unterschiedlichen Startup-Teams deutlich verbessert und vereinfacht. Und als Advisory Board Member bei zwei Conversational / Generative AI Startups sind bei mir digitale Tools wie z.B. ChatGPT natürlich omnipräsent.

Welches Thema ist dein “digitales Steckenpferd” (ein Bereich, in welchem du dich besonders gut auskennst)?

Mein “digitales Steckenpferd“ basierend auf meinen Advisory Board Mandaten bei Enterprise Bot und New Digital Intelligence ist definitiv im Kontext von Künstlicher Intelligenz (KI) mit dem klaren Fokus auf Technologien und Lösungen im Bereich Conversational AI & Automation und Generative AI. Darunter sind beispielsweise Chatbots, Voice-Bots, E-Mail Response Automation, Live-Chat, embedded AI Agent Assist oder Digitale Assistenten zu verstehen, die von diversen Generative AI und LLM Lösungen  – wie z.B. OpenAI ChatGPT, Google Gemini oder Meta Llama 3 – unterstützt werden und auf den jeweiligen internen Unternehmensdaten der Kunden basieren. 

Dabei fokussiere ich mich auf die möglichen, realisierbaren Use Cases und den Business Value, welche solche innovative KI-Lösungen ermöglichen. Dies ist natürlich besonders in der Geschäftswelt relevant, um die Effizienz und Produktivität zu erhöhen, die Kunden- & Mitarbeitendenerfahrung und -zufriedenheit signifikant zu verbessern sowie Sales und das Unternehmenswachstum erfolgreich zu unterstützen.

Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?

Ein Bereich, in dem ich mir dringend eine einheitliche, digitale Lösung wünsche, ist das Gesundheitswesen. Die Einführung einer umfassenden digitalen Patientenakte respektive eines elektronischen Patientendossiers (EPD), die sowohl für Ärzte als auch für Patienten zugänglich ist, würde die Effizienz erheblich steigern und die Patientenversorgung verbessern. Zudem würde eine bessere Vernetzung der verschiedenen Gesundheitseinrichtungen zu einer optimierten Behandlung führen, Doppeluntersuchungen vermeiden und somit die überbordenden Gesundheitskosten merklich senken.

Auch eine vollständig digitale und automatische Erledigung der Steuererklärung ohne manuelle Einträge mit automatischem, digitalen Datenaustausch würde viel Ärger und Aufwand sparen. Die dafür notwendigen Inputdaten sind ja alle (mehrheitlich) bereits digital vorhanden. Ein Beispiel dafür ist der Schweizer E-Steuerauszug bei den Wertschriften.

Zudem bin ich mir sicher, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft alle die Möglichkeit haben werden, einen persönlichen “Digitalen AI Assistenten” zu nutzen, der unsere persönlichen Präferenzen, Bedürfnisse und Anforderungen bestens kennt und uns darauf basierend im Alltag bei sämtlichen administrativen Tätigkeiten unterstützt und uns mit Rat und Tat zur Verfügung steht.

Und für meine Kinder respektive die aktuelle jüngere Generation setze ich grosse Hoffnungen in die Revolution in der schulischen Aus- und Weiterbildung mit stark individualisierten Angeboten, Lernmethoden und digitaler Unterstützung beim persönlichen Lernen und der Weiterentwicklung, alles powered, enabled und personalized by AI.

Wo sind die grössten Chancen der Digitalisierung?

Die grössten Chancen der Digitalisierung sehe ich in der Automatisierung und Effizienzsteigerung von Prozessen in nahezu allen Branchen ungeachtet der Unternehmensgrösse. Von der Fertigung über den Dienstleistungssektor bis hin zur Verwaltung können digitale Technologien wie Conversational/Generative AI helfen, Ressourcen zu schonen, die Produktivität zu erhöhen und den Kundenservice zu verbessern. Ein weiterer grosser Vorteil ist die Möglichkeit der personalisierten Dienstleistungen, die durch die Analyse von Nutzerdaten ermöglicht wird, sei es im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich oder im Einzelhandel. Natürlich müssen dabei auch soziale, ethische und moralische Aspekte wie unter anderem der Datenschutz berücksichtigt und entsprechende Vorschriften und Regelungen definiert werden – wie beispielsweise der EU AI Act – ohne dabei aber das Innovationspotenzial solcher neuer digitaler Technologien bereits im Keime zu ersticken. Und natürlich wird dies auch erhebliche, (hoffentlich) mehrheitlich positive Auswirkungen auf die Arbeitswelt von morgen haben, mit ganz neuen Berufsprofilen mit Fokus auf eher kreative, sinn- und wertstiftende Tätigkeiten und weg von rein administrativen, repetitiven, banalen Aufgaben.

In welchen Bereichen siehst du grosse digitale Chancen für die Region / Stadt Winterthur?

Für Winterthur sehe ich grosse digitale Chancen unter anderem im Bereich der Smart City Initiativen. Durch die Implementierung von intelligenten Verkehrssteuerungssystemen und nachhaltigen Energieprojekten könnte die Lebensqualität der Einwohner erheblich verbessert werden. Ausserdem bietet die Digitalisierung der städtischen Dienstleistungen, wie etwa bei der Müllentsorgung oder im öffentlichen Nahverkehr, enorme Effizienzpotenziale.

Auch im breitflächigen Einsatz von Conversational/Generative AI Lösungen, beispielsweise in der Stadtverwaltung, für eine optimale digitale Betreuung und 24/7-Auskunft für die Bürger:innen von Winterthur sehe ich noch viel Optimierungs- und Automatisierungspotenzial.

 Winterthur könnte zudem ein Vorreiter bei der Förderung von digitalen Start-ups und Innovationszentren werden, was die regionale Wirtschaft stärkt, den Digitalisierungsgrad erhöht und somit auch neue, attraktive Arbeitsplätze in der Region schafft. Institutionen wie Digital Winterthur, Technopark Winterthur, ZHAW oder genisuisse sind hierzu löbliche Beispiele.

Die von Manfred genannten und unterstützten Projekte und Firmen findest du hier: