Chris Berger, Head of Solution Account Management & Verantwortlicher Nachwuchsförderung von Netcloud, ist unser Lunchgast im Juli 2024. Wir haben ihm fünf Fragen zu seinem digitalen Verhalten und den Digitalisierungsprojekten von Netcloud gestellt.
Starten wir mit einer Selbsteinschätzung zu deinem eigenen digitalen Verhalten. Wo bist du im Alltag digitaler unterwegs als die meisten?
Ich würde nicht sagen, dass ich digitaler unterwegs bin als die meisten, sondern eher digital sicherer. Mit dem Abschluss 2018 eines Executive MBA in Digitaler Transformation an der FHO verlagerte sich mein Fokus zunehmend von IT-Infrastruktur auf die Automatisierung von Fachprozessen. Dabei stellte ich fest, dass bei vielen Digitalisierungsprojekte (zumindest vor ca. 8 Jahren), die Sicherheit im Hintertreffen war. Dieses Thema interessierte mich sehr stark und ich begann mich intensiv damit zu beschäftigen. Heute ist die digitale Sicherheit für mich von grosser Bedeutung und ein Thema, das in meinem Alltag eine zentrale Rolle spielt – privat als auch geschäftlich.
Für welche Angebote wünschst du dir (dringend) eine digitale Lösung?
Vor kurzem hatte ich das Vergnügen, ein Startup in Zürich kennenzulernen, das nicht sexy, nicht gehyped und kein Unicorn ist, aber dafür einen echten Zweck für die Gesellschaft verfolgt: Unterstützung älterer Menschen in Ihrem Dasein zu Hause. Mit deren Technologien und Service wollen sie eine aufkommende Problemstellungen durch die demografischen Verschiebung, adressieren. Solche Lösungen wünsche ich mir mehr. Sie zeigen, dass Digitalisierung nicht nur für glänzende Projekte und grosse Schlagzeilen genutzt werden, sondern auch zur Lösung realer und drängender sozialer Probleme. “Innovation by purpose vs. innovation by fear” war eine Aussage, welche mir Eindruck machte.
Gleichzeitig halte ich es für essentiell, dass wir im Umgang mit neuen Technologien frühzeitig den Aspekt der Sicherheit berücksichtigen. Dabei geht es nicht nur um klassische Bereiche wie die des NIST-Frameworks, sondern auch um ethische Fragestellungen. Was ist in Ordnung und wo arbeiten wir an Technologien, die uns Menschen in der Zukunft gefährlich werden könnten?
In welchen Bereichen siehst du grosse digitale Chancen für die Region Winterthur?
In der Industrialisierung war Winterthur eine super wichtige Stadt. Dies gilt es nun mit der Digitalisierung wieder zu erlangen. Ehrlich gesagt kann ich bis jetzt keine abschliessende Antwort geben in welchem Bereich. Zu oft rannte ich den z.B. Smart City Leuchttürmen nach.
Aber mit der Nähe zu Zürich und dem Zugang zu Spezialisten, die auf dem Land wohnen, birgt Winterthur ein grosses Potential. Flankierend können erfolgreiche Fachhochschulen wie die FHO und ZHAW Unterstützung bieten. Ich kenne die Ostschweiz (für mich ab Winterthur) als sehr innovatives Gebiet. Lasst es uns zusammen angehen. Hierzu ist auch z.B. der Verein Digital Winterthur sehr wichtig! 😊
Welche Digitalisierungsprojekte setzt Netcloud zurzeit um? Was sind die Herausforderungen dabei?
Durch die enge Partnerschaft mit Nvidia sind wir sehr früh in diversen “Use Cases” unserer Kunden und Interessenten – so z.B. der super spannende digitale Operationssaal OR-X von der Universitätsklinik Balgrist. Aktuell weiss ich von Projekte im Bereich Versicherungswesen, Bildungswesen wie auch ein Thema im rechtlichen Bereich. Leider kann ich derzeit aber keine Details zu diesen Projekten nennen.
Welche Risiken der Digitalisierung bereiten dir Sorgen?
Ich sehe mit der Entwicklung der KI ein sehr grosses Potential mit sehr spannenden Möglichkeiten. Auf der anderen Seite kann es uns auch schnell entgleiten. Im EMBA vor fünf Jahren empfahl uns ein Dozent, das Buch “Leben 3.0” von Mark Texmark zu lesen. Es ist wichtig zu wissen, resp. gut abzuwägen, welche Fortschritte uns heute nutzen und in Zukunft schaden könnten. Sind wir heute nicht vorsichtig – haben die Menschen in10-20 Jahren unter Umständen das Nachsehen. Zudem bin ich in Sorge, dass der Mittelstand sich durch die Entwicklung der KI verkleinert. Dies über die Fragestellung: Wer hat Zugang zur Technologie und weiss diese anzuwenden? Welche Arbeiten werden in Zukunft noch durch Menschen verrichtet?
Abschliessend sehe ich den Fachkräftemangel ebenfalls als eines der grossen Herausforderungen unserer Generation. Ein Grund, weshalb wir bei Netcloud in junge Menschen investieren und ich hier bei Euch als Gast dabei sein darf!
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