fbpx

Michael Künzle, Die Mitte, hat mit der Fachstelle Smart City, welches in seinem Departement angesiedelt ist, bereits einige konkreten Projekte für ein vernetzteres Winterthur. Das Risiko, dass Menschen mit weniger digitalen Kompetenzen bei der Digitalisierung vernachlässigt werden, will er aber im Auge behalten.

Starten wir mit einer kleinen Selbsteinschätzung zu ihrem eigenen Umgang mit digitalen Angeboten. Wo sind Sie im Alltag digitaler unterwegs als die meisten und womit tun Sie sich schwer?

Ich kann nicht behaupten, dass ich digitaler unterwegs bin als andere. Ich brauche Immer noch zu viel Papier in meinem Büro und habe einen grossen, analogen Anteil bei meinen alltäglichen Handlungen. Aber ich mache Fortschritte. So habe ich die Pandemiesituation genutzt, um mehr Dienstleistungen über Apps auf meinem Handy zu beziehen, Meetings online abzuhalten und Social Media vermehrt zu nutzen. 

Wenn Sie programmieren könnten, was würden Sie mit diesen Programmier-Skills digitalisieren?

Mit solchen Kompetenzen können wir generell unseren Alltag erleichtern und zusammen eine modernere Stadtgesellschaft werden. Vor allem der Kontakt von der Bevölkerung zur Stadtverwaltung und zum Stadtrat kann noch intensiviert werden.

Was macht für Sie eine Smart City aus?

Eine Smart City ist eine moderne Stadt, die die Chancen der neuen Technologien innovativ nutzt, sich sehr gut vernetzt und das alles im Sinne der Umwelt und der Menschen.

In welchem Bereich sollte die Stadt Winterthur noch smarter werden? Und was davon würden Sie gerne umsetzen wollen?

Wir brauchen in Winterthur mehr Arbeitsplätze. Diesbezüglich müssen wir noch smarter werden. Auch den Zugang zu den Informationen, wo in Winterthur welches Potenzial vorliegt, kann man noch verbessern.

Wie steht es um die Digitalisierung in der Stadtverwaltung? Welche Digitalisierungs-Bestrebungen sind vorhanden oder werden mit Ihnen im Stadtrat angegangen?

Die Fachstelle Smart City ist in meinem Departement angesiedelt und wir haben mit dem Fachstellenteam, Vicente Carabias und Marisa Kappeler-Schudel, absolute Topleute auf diesem Gebiet, die auch die Brücke zur ZHAW bilden. Wir können immer wieder Projekte aus der Stadtverwaltung umsetzen und mit Partnern in der ganzen Schweiz zusammenarbeiten. Ausserdem bilden wir demnächst verwaltungsintern und departementsübergreifend ein strategisches Digitalisierungs-Board, um die interne Digitalisierung in Winterthur weiter voranzutreiben.

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Startups bei der Digitalisierung im Allgemeinen?

Ich denke, dass es heutige Startups ohne digitale Dienstleistungen sehr schwer haben, abzuheben. Ausserdem können gerade sie anderen Unternehmen aufzeigen, was alles möglich ist. Immer mehr Digital Natives nutzen innovativ die Möglichkeiten der Digitalisierung und gründen Startups im Home of Innovation oder im Technopark Winterthur. Zusammen mit dem House of Winterthur und der Handelskammer Winterthur betreiben sie die Cluster Smart Energy, Smart Health und Smart Machines, bei denen vermehrt Startups mit etablierten Unternehmen kooperieren können.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um Startups und Spin-Offs im Rahmen der Digitalisierungsbestrebungen Winterthurs zu fördern?

Die Fachstelle Smart City arbeitet auch mit privaten Partnern zusammen und vermittelt Zugang zu verschiedenen Förderinstrumenten des Bundes sowie des Innovationskredits Smart City. Den Startups und Spin-Offs soll der Staat bzw. die Stadt auf die Beine helfen. Günstige Mieten für Gewerberäume ist ein wichtiger Ansatz genauso wie Begleitungs- und Beratungsprogramme, um die vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können – wie dies im Übrigen der Technopark Winterthur und das Home of Innovation heute schon tun.

Welche Risiken der Digitalisierung bereiten Ihnen Sorgen, und wie könnten entsprechende Verbesserungen politisch gefördert werden?

Das Risiko ist, dass wir Menschen, die immer noch analog unterwegs sind und weniger digitale Kompetenzen haben, vergessen. Das darf nicht passieren. Deshalb werden wir wohl noch eine Weile analoge und digitale Dienstleistungen anbieten. Man wird weiterhin in den Genuss von Schalterdienstleistungen im Superblock (Verwaltungsgebäude in Winterthur) kommen und dennoch zunehmend auch digital mit der Verwaltung interagieren können.

Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung, mit denen Ihre und die Zukunft Ihrer Kinder vereinfacht wird?

Die Digitalisierung erleichtert uns den Alltag – bezüglich Mobilität, Bauen, Quartierleben, Energie, Logistik, Arbeitsabläufe, Produktionsprozesse, Kommunikation etc. Sie hilft, die Masse an Informationen zu koordinieren und clever zu nutzen. Und wir können sie für eine bessere Umwelt und im Interesse der Menschen einsetzen. 

*In dieser Interviewserie geben wir allen Kandidierenden für die Stadtratwahlen 2022 in Winterthur die Möglichkeit, sich zur Digitalisierung zu äussern. Alle bekommen die gleichen Fragen gestellt. Publiziert werden die Interviews in der gleichen Reihenfolge wie sie bei uns ausgefüllt eintreffen.