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Jürg Altwegg, Grüne, ist überzeugt, dass die Digitalisierung den Alltag und das Arbeiten einfacher, individueller, sicherer und gesünder macht. Doch er ist sich auch Herausforderungen bewusst, die nicht nur in der Datensicherheit sondern auch im Umgang derer und in der Geschwindigkeit der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten liegen.*

Starten wir mit einer kleinen Selbsteinschätzung zu ihrem eigenen Umgang mit digitalen Angeboten. Wo sind Sie im Alltag digitaler unterwegs als die meisten und womit tun Sie sich schwer?

Ob ich digitaler als die meisten unterwegs bin, kann ich schlecht einschätzen. Ich selbst würde meinen, sehr offen und neugierig mit digitaler Technik umzugehen. Da ich seit über 35 Jahren in der Freizeit sowie im Beruf viel mit digitalen Geräten zu tun hatte und habe, ist dies einfach nachzuvollziehen. In meinem Departement nutze ich alle sich bietenden Gelegenheiten, analoge Prozesse zu prüfen und bei Eignung in einen digitalen zu verwandeln.

Schwer tue ich mich mit der ungefilterten Informationsflut von Social Media, die meiner Meinung nach all den Verschwörungstheorien und Trollen eine viel zu grosse Bühne bietet.

Wenn Sie programmieren könnten, was würden Sie mit diesen Programmier-Skills digitalisieren?

Ich kann programmieren 😉 – auch wenn diese Fähigkeiten wohl unterdessen etwas eingerostet sind.

Alleine wirds schwierig, aber ich würde mich wohl mit einigen weiteren Menschen zusammentun – nicht nur mit solchen, die programmieren können -,  um gemeinsam bessere digitale Lösungen für die öffentliche Hand zu finden.

Was macht für Sie eine Smart City aus?

Die gescheite Nutzung des Potenzials der Menschen einer Stadt – alle haben Wissen, das wir gemeinsam für die Stadt einsetzen können. Digitale Hilfsmittel unterstützen uns in der Zusammenarbeit und dem Erschliessen dieses Potenzials. Smart ist es wohl auch, sich Gedanken zur Ökologie zu machen: Die (Um)welt kommt ohne Menschheit aus, umgekehrt dürfte es schwierig werden.

In welchem Bereich sollte die Stadt Winterthur noch smarter werden? Und was davon würden Sie gerne umsetzen wollen?

Im Bereich der Mobilität und der Bevölkerungsmitwirkung besteht noch grosses Potenzial. In den Schulen können die Schülerinnen und Schüler noch besser auf die Digitalisierung vorbereitet werden. Wir tun hier schon einiges, aber es bedarf noch grösserer Investitionen. Wenn wir sowohl bei der Mobilität, als auch bei der Schule weiterkommen wollen, ist Sparen eine ganz schlechte Idee.

Wie steht es mit der Digitalisierung der Stadtverwaltung? Welche Digitalisierungs-Bestrebungen sind vorhanden oder werden mit Ihnen im Stadtrat angegangen?

Wir sind daran, viele Prozesse papierärmer zu gestalten. Sitzungen finden nicht nur wegen Corona vermehrt virtuell statt, sondern weil es effizienter ist. Ein nächster Schritt ist die Umstellung auf «unified communication», was den Austausch untereinander vereinfacht und unabhängiger vom Standort macht.  

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Startups bei der Digitalisierung im Allgemeinen?

Startups sind wichtige Treiber mit frischen Ideen. Welche Idee sich schlussendlich durchsetzt, ist praktisch nicht zu prognostizieren. Da ich selber ein Startup im Technopark geführt habe, weiss ich um die vielen Unwägbarkeiten eines Kleinbetriebs. Wir mussten nach 5 Jahren leider aufgeben; ich wünsche aber allen Jungunternehmerinnen und -unternehmern von Herzen viel Erfolg! Ohne Startups würde die Entwicklung von neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen deutlich verlangsamt, evtl. fände sie gar nicht statt.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um Startups und Spin-Offs im Rahmen der Digitalisierungsbestrebungen Winterthurs zu fördern?

Indem sich die Stadt Winterthur an guten Umgebungen beteiligt und diese ermöglicht, sei dies ein Technopark, Co-Working-Spaces oder andere Plattformen für den Austausch.

Welche Risiken der Digitalisierung bereiten Ihnen Sorgen und wie könnten entsprechende Verbesserungen politisch gefördert werden?

Die Sorglosigkeit im Bereich Datensicherheit ist eine grosse Herausforderung. Wenn wir nicht mehr arbeiten können, wenn die digitale Umgebung stillsteht, so ist dies ein hohes Risiko, dem ein wichtiges Augenmerk gelten muss. Der Schutz vor Cybercrime, aber auch das Bewusstsein für den Umgang mit persönlichen Daten müssen wir weiter ausbauen. Ferner ist unser Leben hektischer geworden – wir müssen lernen, uns beispielsweise nicht zu sehr von der Geschwindigkeit der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten lenken zu lassen. 

Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung, mit denen Ihre und die Zukunft Ihrer Kinder vereinfacht wird?

Bereits während der letzten Jahrzehnte hat sich gezeigt, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern uns allen den Alltag und das Arbeiten einfacher, individueller, sicherer und gesünder machen kann. Es besteht noch viel Potenzial – erschliessen wir es uns!

 

*In dieser Interviewserie geben wir allen Kandidierenden für die Stadtratwahlen 2022 in Winterthur die Möglichkeit, sich zur Digitalisierung zu äussern. Alle bekommen die gleichen Fragen gestellt. Publiziert werden die Interviews in der gleichen Reihenfolge wie sie bei uns ausgefüllt eintreffen.